FPV

Schwimmende PV-Anlagen gegen Energieknappheit

11.02.2022

Floating-PV: Energiegewinnung auf dem Wasser – Potenziale und Perspektiven

Die Nachfrage nach schwimmenden Photovoltaikanlagen wächst – doch welche Chancen und Herausforderungen bringt diese Technologie mit sich? Ein Überblick.

In ganz Europa steigt das Interesse an Floating-PV, also Photovoltaikanlagen, die auf Wasserflächen installiert werden. Die Ursachen dafür sind vielfältig – an vorderster Stelle stehen die volatilen Strompreise der letzten Jahre, der Druck zur Flächenschonung sowie technologische Fortschritte in der Auslegung und Installation solcher Systeme. Erste Anlagen sind erfolgreich in Betrieb, viele weitere befinden sich im Aufbau oder durchlaufen Genehmigungsverfahren.

Unentdeckte Potenziale: Wenn Wasserflächen zur Energiequelle werden

Der besondere Reiz von Floating-PV liegt in der Nutzung vorhandener Flächen, die bislang energetisch ungenutzt blieben – etwa Bewässerungsbecken in der Landwirtschaft, Baggerseen, Kiesgruben oder Rückhaltebecken. Die Stromproduktion erfolgt dort, wo keine Konkurrenz zur landwirtschaftlichen oder baulichen Nutzung besteht. Besonders in Regionen mit begrenztem Landangebot bietet sich hier eine ressourcenschonende Alternative zur klassischen Freiflächenanlage.

Effizienz durch natürliche Kühlung

Technisch gesehen profitieren schwimmende PV-Module von einem besonderen Effekt: Die Verdunstung des Wassers unterhalb der Module wirkt passiv kühlend, was die Leistung um bis zu 5 % gegenüber Bodenanlagen steigern kann. Gleichzeitig wirkt die Verschattung durch die Solarpaneele der Wasserverdunstung entgegen – ein Vorteil gerade bei künstlich bewässerten oder saisonal genutzten Gewässern. So entsteht eine symbiotische Beziehung zwischen Solartechnologie und Wasserwirtschaft.

Technik unter Einfluss: Anforderungen an Bau und Wartung

Floating-PV-Anlagen sind hohen Umweltbelastungen ausgesetzt – besonders Wind, Wellen und UV-Strahlung stellen spezielle Anforderungen an das Systemdesign. Um eine Betriebsdauer von 20 bis 40 Jahren zu gewährleisten, müssen elektrische Steckverbindungen, Schwimmkörper und Verankerungssysteme besonders widerstandsfähig sein. Ebenso wichtig ist die Wartungsfreundlichkeit, denn nur mit regelmäßiger Kontrolle bleiben Ertrag und Sicherheit langfristig erhalten.

Wirtschaftlichkeit mit Perspektive

Obwohl die Investitionskosten einer schwimmenden PV-Anlage aktuell leicht über denen einer klassischen Bodenanlage liegen, können andere Faktoren dies ausgleichen: etwa geringere Pachtkosten, höhere Effizienz und die Nutzung vorhandener Infrastruktur. Besonders attraktiv sind kleinere Systeme für die landwirtschaftliche Bewässerung – diese lassen sich in kurzer Zeit installieren und als reine Solarpumpensysteme oder Hybridsysteme betreiben. Moderne Anlagen verfügen dabei über Monitoringlösungen mit Fernzugriff, die eine einfache Betriebsführung ermöglichen.

Umweltwirkung: Noch viele offene Fragen – erste Antworten

Ein häufiger Kritikpunkt betrifft die Auswirkungen auf die Biodiversität. Erste Studien zu aktiven Baggerseen zeigen bislang keine signifikanten Veränderungen der Wasserqualität, sofern nicht die gesamte Wasseroberfläche belegt wird. Im Gegenteil: Inzwischen entstehen neue Ansätze, um den ökologischen Wert von FPV-Anlagen zu erhöhen – etwa durch das Anbringen von Steinkäfigen zur Förderung von Kleinfischpopulationen.

Regulatorische Hürden: Wo die Politik gefragt ist

Die Zukunftsfähigkeit von Floating-PV in Europa hängt maßgeblich von den regulatorischen Rahmenbedingungen ab. Aktuell erschweren komplexe Genehmigungsverfahren sowie die fehlende Einbindung kleinerer Anlagen ins EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) den Ausbau. Eine klare rechtliche Einordnung und der Verzicht auf Ausschreibungsverfahren bei kleineren Systemen wären ein wichtiger Schritt für die Skalierung dieser nachhaltigen Technologie.

Fazit: Ein schwimmendes System mit festem Zukunftsanker

Floating-PV bietet eine vielversprechende Ergänzung zu bestehenden Solarlösungen – insbesondere dort, wo Wasserflächen ohnehin vorhanden sind und eine energetische Nutzung wirtschaftlich sinnvoll erscheint. In Kombination mit dem Einsatz rezyklierbarer Materialien und einem vergleichsweise geringen CO₂-Fußabdruck kann Floating-PV einen wertvollen Beitrag zur klimafreundlichen Energieversorgung leisten – insbesondere für Landwirte, Kommunen und Betreiber von Gewässern.