Agri-PV, Pressemitteilung

Spatenstich für Viti-PV-Anlage in Oberkirch-Bottenau

04.12.2025

Leuchtturmprojekt für den Weinbau der Zukunft

Oberkirch-Bottenau. Mit einem symbolischen Spatenstich wurde am 4. Dezember 2025 der Startschuss für die neue Viti-PV-Anlage in Oberkirch-Bottenau gegeben. Die Anlage ist Teil des RegioWIN-Leuchtturmprojekts Weinbau 4.0, das am südlichen Oberrhein modellhaft die Chancen von Agri-Photovoltaik im Weinbau erforscht. Vertreter aus Weinbau, Forschung, Kommunalpolitik und Energiewirtschaft nahmen an der Veranstaltung teil, um den Beginn eines der ambitioniertesten Agri-PV-Projekte der Region zu feiern.

Die Viti-PV-Anlage entsteht auf einer 2,23 Hektar großen Rebfläche und umfasst vier Teilflächen – darunter terrassierte Abschnitte –, die mit zwei unterschiedlichen Anlagensystemen ausgestattet werden. Mit einer geplanten Systemleistung von 1,5 MWp soll sie nicht nur Energie erzeugen, sondern vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse zu Rebenentwicklung, Klimaresilienz und Bewirtschaftungsoptionen liefern.

Steillagen unter Druck – Bottenau als Modellregion

Ortsvorsteher Andreas Kimmig betonte in seiner Begrüßung die Bedeutung innovativer Ansätze für die regionale Landwirtschaft. In Bottenau konzentrieren sich rund 180 Hektar Weinbau, oft in extrem anspruchsvoller Hanglage. Die Konkurrenzfähigkeit dieser Flächen sei zunehmend bedroht. Agri-PV könne Winzern neue Perspektiven eröffnen – sowohl wirtschaftlich als auch strukturell.

Weinbau 4.0: Forschung für Steillagen, neue Technologien und Entlastung im Arbeitsalltag

Martin Linser, Leiter des Kompetenzzentrums Weinbau 4.0, ordnete die Viti-PV-Anlage in das Gesamtprojekt ein: Steillagen stünden vor hohen Bewirtschaftungskosten, wachsendem Arbeitsaufwand und Klimarisiken. Gleichzeitig böten Technologien wie Drohnen, automatisierte Systeme und Agri-PV neue Möglichkeiten für Effizienz und Sicherheit.

Die Anlage in Bottenau ergänzt Forschungsstandorte in Riegel und am Blankenhornsberg. Das Weinbauinstitut Freiburg, das Fraunhofer ISE, das KIAF und weitere Partner untersuchen gemeinsam, wie Reben unter PV-Strukturen wachsen, wie sich Lichteinfall und Temperatur verändern und welche Effekte dies auf Ertrag und Qualität hat.

Energiewirtschaftliche Bedeutung für die Region

Für die Stadtwerke Oberkirch sei das Projekt ein kreativer Forschungsansatz in der regionalen Energieversorgung, erklärte Geschäftsführer Erik Füssgen. Die infrastrukturellen Voraussetzungen – eine neue 20-kV-Leitung und Kapazitäten bis 2 MW – ermöglichen eine zukunftsorientierte Einbindung des PV-Stroms.

Technik, Tradition und ein persönliches Kapitel: Die Perspektive von Intech

Christoph Vollmer, Geschäftsführer der Intech Clean Energy GmbH, stellte die technischen Besonderheiten der Anlage sowie seine persönliche Motivation vor. Nach Jahrzehnten konnte seine Familie den Hof zurückerwerben und verbindet nun traditionelles Weinbauland mit modernster Energietechnik.

Dank der Kooperation mit Winzerfamilie Obrecht können künftig Reben unter der Viti-PV-Anlage sowie auf einer Referenzfläche parallel bewirtschaftet werden. Dies ermöglicht präzise Aussagen über Ertrag, Traubenqualität, Temperaturverläufe sowie Frost- und Hitzeschutz.

Vollmer verwies auf positive Erfahrungen aus der Agri-PV-Anlage in Nussbach und dem Forschungsstandort Ihringen, bei dem mittlerweile die 3. Weinlese eingefahren wurde: Verzögerter Austrieb, weniger Hitzestress, Frostschutz und angenehmere Arbeitsbedingungen bei der Lese seien zentrale Vorteile.

Winzerperspektive: Ohne Viti-PV wäre die Bewirtschaftung kaum möglich

Winzer und Kellermeister Marius Vollmer betonte, dass eine Bewirtschaftung der Steillage ohne das Projekt kaum realisierbar gewesen wäre. Die für die PV-Anlage notwendigen Planierungsarbeiten schaffen erstmals Bedingungen, die eine dauerhafte Pflege und Ernte ermöglichen.

Mit Sorten wie Souvignier Gris sollen zudem robuste, zukunftsfähige Reben erprobt werden. Für viele Betriebe könne Viti-PV ein entscheidender Baustein sein, um Steillagen auch im Klimawandel zu erhalten.

Symbolischer Spatenstich – und der Beginn eines Leuchtturmprojekts

Mit dem gemeinsamen Spatenstich startete ein Projekt, das weit über die Region hinaus wirken soll: Als Forschungsstandort, als Beispiel für nachhaltige Energieintegration im Weinbau und als Chance für die Zukunft steiler Lagen.

Die Anlage soll ab 2026 schrittweise in Betrieb gehen. Begleitende Veranstaltungen für Winzerinnen und Winzer sind geplant, um Einblicke in Bewirtschaftung, Technik und Forschungsergebnisse zu geben.